EU:AIDE: Ein Hospitalschiff für Binnenwasserstraßen
Zusammenfassung
Im militärischen Bereich oder beim Katastrophenschutz sind mobile Hospitäler schon lange bekannt. Doch der Auf- und Abbau sowie die Verbringung sind sehr zeitaufwändig. Zusammen mit der französischen Schwesterwerft CMN hat German Naval Yards Kiel eine mögliche europäische Lösung entwickelt und konkrete Baupläne vorgelegt.
© German Naval Yards, www.germannaval.com (https://www.germannaval.com/de/news-press0/news-presse-detail/euaide-das-hospitalschiff-fuer-binnenwasserstrassen/)
Beschreibung
EU:AIDE steht für den Projektnamen eines deutsch-französischen und speziell für Binnenwasserstraßen konzipierten Hospitalschiffs. Es bedeutet “Emergency Unit: Assistance In Disastrous Environment”, sinngemäß übersetzt „Notfalleinheit: Unterstützung in Katastrophenfällen“. Dieses Hospitalschiff kann in allen europäischen Städten in kürzester Zeit einsatzbereit sein. Voraussetzung hierfür ist, dass die Stadt an einem Fluss liegt, der von Großmotorgüterschiffen befahren werden kann. EU:AIDE basiert auf der Idee, Hospital-Container auf sogenannten Bargen aufzubauen. Durch die Integration standardisierter ISO-Container kann die Barge flexibel und modular an die Anforderungen unterschiedlicher Einsatzszenarien angepasst werden. Die Bargen lassen sich als Schub- oder Schleppverband verschiffen. Durch den Verzicht auf eine eigene Antriebsanlage und die damit verbundenen Navigations- und Automationssysteme ist eine schnelle Umsetzung möglich. Es gibt weniger Arbeits- und Zulassungsaufwand. Das grundlegende Prinzip ist auf Europas Binnenwasserstraßen schon gängige Praxis.
Innovationscharakter
EU:AIDE kann von Schleppern oder Schubschiffen an den vorbereiteten und vorgesehenen Einsatzort verbracht und am Liegeplatz eines Binnenhafens festgemacht werden. Am Liegeplatz wird das EU:AIDE an die Landstrom- und Wasserversorgung angeschlossen. Innerhalb weniger Stunden ist es einsatzbereit. EU:AIDE ist für einen 24/7-Betrieb ausgelegt. Ein Diesel-Notstromgenerator kann im Falle eines vorübergehenden Ausfalls des Landstroms die notwendige Stromversorgung gewährleisten. Aufgrund eines medizinischen Testlabors an Bord kann das EU:AIDE je nach Ausstattung autonom eingesetzt werden. Abwässer werden durch ein Vakuumsystem aufgefangen, bevor sie zur Entsorgung an Land gepumpt werden. Die Lagerung medizinischer Abfälle erfolgt in speziellen Containern auf dem Vordeck.
Herausforderungen
Die Nachfrage nach medizinischen Fachkräften übersteigt aktuell das „Angebot“. Da das Binnen-Hospitalschiff für einen länderübergreifenden Einsatz vorgesehen ist, wäre aus Sicht des Unternehmens ein internationales Betreibermodell aussichtsreich. Das Betreibermodell könnte etwa vom Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten organisiert werden. Die zweite Herausforderung ist die Frage nach dem Auftraggeber. Auch hier gibt es bereits mögliche Lösungswege. German Naval Yards Kiel ist offen für jegliche Anmerkungen, Hinweise und konstruktive Kritik.